Mittwoch, 22. Dezember 2010

Interpretation (S.107-108)

Der im Jahre 1995 von Bernhard Schlink verfasste Roman „Der Vorleser“ beschäftigt sich hauptsächlich mit der Beziehung zwischen Michael und Hanna über einen längeren Zeitraum. Im späteren Verlauf der Geschichte wird Hanna immer mehr mit ihrer schlimmen Vergangenheit konfrontiert und sie beginnt, an ihren Entscheidungen zu zweifeln.

Im ersten Teil der Geschichte lernt der anfangs 15-jährige Michael die ältere Hanna kennen. Während des Sommers haben sie eine sexuelle Affäre. Diese besteht aus dem routinierten Ritual des Duschens, des Liebens und des Beianderliegens. Nachdem Hanna Michael dazu überredet hatte, ihr etwas vorzulesen, war auch das Ritual des Vorlesens ein Teil davon. Die Beziehung wird ganz klar von Hanna dominiert, da Michael bei Streitereien, aus Angst sie zu verlieren, immer wieder nachgibt. Als sie dann aber weinend vor ihm zusammenbricht, ändern sich die Machtverhältnisse zu Michaels Gunsten. Bald darauf verschwindet sie jedoch spurlos.
Der zweite Teil handelt hauptsächlich über die KZ-Prozesse und wie Michael als Protokollant anwesend ist. Dort trifft er dann auf die Angeklagte Hanna wieder und stellt fest, dass er für diese nichts mehr empfindet. Während des ganzen Prozesses beachtet auch Hanna ihn nicht. Die Hauptanklagepunkte gelten der Selektion im Lager und der Bombennacht, in der Hanna mit anderen Aufseherinnen die unschuldigen Gefangenen absichtlich während des Feuers nicht retteten. Hanna beantwortet alle Fragen des Richters ehrlich und dies wird ihr zum Verhängnis, da die anderen Angeklagten dies ausnutzen, um sich selber zu entlasten. Der Richter nutzt ihre Ehrlichkeit ebenfalls aus, um ihr sehr direkte Fragen zu stellen, wie z.B. die Selektionen abliefen und ob Hanna sich bewusst gewesen war, was sie damals getan hatte.

Die vorliegende Textstelle von Seite 107 bis 108 lässt sich insgesamt in 3 Teile gliedern. Der erste Abschnitt von Zeile 3 bis Zeile 23 fängt mit Hannas direkter Frage an den Richter, was er an ihrer Stelle getan hätte, an. Die Ellipsen deuten auf ihre beginnenden Zweifel hin („Ich habe… ich meine…“ S.107 Z.3). Der Satz: „Einen Moment lang war es still“ in Z.8 leitet eine Zeitdehnung ein. Dies  steigert die Spannung und der Leser will, so wie die Anwesenden im Raum, die Antwort des Richters hören. Gegen Schluss berichtet Michael davon, wie er versteht, warum der Richter „den Ausdruck der Irritation zu seiner Masche gemacht hatte.“ (Z.15-16). Diese Metapher symbolisiert eine Maske, hinter der sich der Richter verstecken kann und Zeit hat, um über eine Antwort nachzudenken. Der Richter jedoch meint nur, dass man sich auf Sachen, die unmoralisch sind, nicht einlassen darf, solange es einem nicht das Leben kostet.
Der zweite Abschnitt (S.107 Z.24 bis S.108 Z.4) handelt über die eigene Meinung des auktorial-erzählenden Michaels zu dieser Szene. Dies wirkt auf den Leser ein und regt diesem zum Denken. Die Antwort des Richters fällt Michaels Meinung nach sehr allgemein und unbefriedigend aus. Die  Worte des Richters werden als „hilflos, kläglich.“ (S.108 Z.1) beschrieben. Hanna wollte wissen, was sie speziell in ihrem Fall hätte tun sollen und nicht was man allgemein nicht tun darf. Auch bemerkt Michael, wie Hanna immer nachdenklicher wird.
Der letzte Abschnitt wird eingeleitet durch die Frage Hannas: „Also hätte ich… hätte nicht… hätte ich mich bei Siemens nicht melden dürfen?“ (S.108 Z.5-6). Die Wortwiederholung deutet auf Hannas inneres Chaos hin, da sie sich nicht für einen Satzbau entscheiden kann und diesen immer wieder überdenken muss. Die Frage galt nicht dem Richter, sondern ihr selbst, denn sie achtet nicht mehr auf das, was um sie herum geschieht.

Die Deutungshypothese hat sich bestätigt, da man besonders im letzten Teil die Verzweiflung Hannas erkennen kann. Sie zieht sich immer mehr zurück, da ihr Innerstes einen geschützten Ort vor der Außenwelt und vor der Antwort ihrer Frage bedeuten könnte. Außerdem ist ihre Hilflosigkeit auch durch ihre unvollständigen Sätze gekennzeichnet. Der Autor beabsichtigt durch diese Textstelle, dem Leser zu verdeutlichen, wie sehr Hanna mit der Situation überfordert ist und ernsthaft darüber nachdenkt.
Ich denke, dass es dem Autor sehr gut gelungen ist, dem Leser zu zeigen, wie sehr Hanna aus der Fassung gebracht worden ist. Sie hatte ihre Vergangenheit in Ruhe gelassen und nun muss sie sich erneut mit dieser auseinandersetzen. Auch gefällt mir, wie aufmerksam Michael gegenüber Hanna ist. Die Gedankengänge Michaels sind zwar sehr interessant, doch manchmal etwas zu lang. Leider verliert der Leser dadurch eventuell den roten Faden oder muss sich dann doch noch dazu zwingen weiterzulesen.

Dienstag, 14. Dezember 2010

Hausaufgabe: Kommentar (Focus)

In der Rezension geht es hauptsächlich um den Inhalt der Geschichte und die schauspielerischen Talente der Darsteller. Es wird erwähnt, dass Kate Winslet für ihre Rolle einen Oscar erhalten hat, da sie die unnahbare Hanna sehr gut rüberbringen konnte. Auch wird über David Kross' Leistung geschwärmt. Jedenfalls finde ich, dass die Rezension zwar gut ist, aber man hätte mehr über die Verfilmung schreiben können. Der Leser erfährt bloß wie geschauspielert wurde und nicht ob der Film auch als Ganzes gut ist. Trotz allem finde ich die Stelle in der erwähnt wird, wie sich die Szene mit Michael im Gerichtssaal ins "Gedächtnis brennt" sehr treffend.

Zu der Kritik des Focus

Ich pesönlich stimme der Redakteurin zu. Der Film ist sehr gelungen. Auch muss ich ihr zusimmen, das es gewöhnungsbedürftig ist, Kate Winslet so kalt und verschlossen zu erleben.
Doch finde ich genau wie sie schreibt, schauspielerisch ist der Film sehr gut, auch wenn im Buch die Gefühle anders dargestellt werden.